Migräne – das Gewitter im Kopf

Rund acht Millionen Migräne-Patient:innen gibt es in Deutschland. Am meisten sind Frauen betroffen. Viele von ihnen haben resigniert und suchen mit ihren Beschwerden nicht mehr den Arzt oder die Ärztin auf.

Migräne ist eine Volkskrankheit

Jeder kennt Kopfschmerzen aus eigener Erfahrung. Gemeinsam mit fieberhaften Infekten, Schwindel und Rückenschmerzen sind sie die am häufigsten beschriebenen Beschwerden. Die Migräne ist aber auch ein altbekanntes Leiden.

Foto von Anthony Tran auf Unsplash

Sie war schon den alten Ägyptern und Griechen bekannt. Erste Beschreibungen stammen aus dem Jahr 3500 vor Christus. Der Begriff Migräne leitet sich aus dem Griechischen ab. Der griechische Arzt Galenos (129 bis 199 nach Christus) bezeichnete den halbseitigen Kopfschmerz mit dem Wort Hemicrania, was frei übersetzt so viel wie halbköpfig bedeutet. Im Laufe der Jahrtausende waren viele bekannte Persönlichkeiten von der Migräne betroffen. So litt der berühmte Maler, Dichter und Zeichner Wilhelm Busch (1832 bis 1908) ebenso unter heftigsten Migräneattacken wie auch der britische Naturwissenschaftler Charles Darwin (1809 bis 1882).

Sein Name findet sich mit der von ihm aufgestellten Evolutionstheorie in sämtlichen Biologiebüchern der Erde. Auch Sigmund Freud (1856 bis 1939), der österreichische Nervenarzt und Begründer der Psychoanalyse, war ein berühmter Migräniker. Rund 12 Prozent der deutschen Bevölkerung werden regelmäßig von Migräneattacken heimgesucht. Trotz dieser hohen Anzahl wird die Migräne immer noch von vielen Vorurteilen belegt. Nicht wenige Menschen denken, dass Migräne eine eingebildete Krankheit sei und dass man sich eben damit abfinden müsse.

Wie läuft eine Migräneattacke ab?

Und dennoch ist Migräne eine sehr ernstzunehmende Krankheit - die Betroffenen haben in der Regel einen sehr langen Leidensweg hinter sich, bevor ihre Diagnose feststeht. Migräneattacken beginnen oft noch recht harmlos. In der Vorphase, der sogenannten Prodromalphase, kündigen Vorboten wie Heißhunger auf Schokolade, plötzliche Müdigkeit, häufiges Gähnen oder Stimmungsschwankungen die Attacke an. Manche Patient:innen klagen auch über Konzentrationsschwäche, Frösteln und Schlafstörungen.

Einige Stunden bis mehrere Tage später baut sich dann die Attacke wie eine Welle auf und die für Migräne typischen, heftigen Kopfschmerzen beginnen. Bei manchen Patient:innen geht der Kopfschmerzphase eine so genannte Aura voraus. Dabei treten fast immer Beschwerden wie etwa Lichtblitze, Flimmern oder Zick-Zack-Linien vor den Augen auf. Darüber hinaus kann es zu Empfindungsstörungen wie Kribbeln an bestimmten Stellen des Körpers kommen. Im Allgemeinen dauert die Aura nicht länger als eine Stunde.

Die Intensität des Kopfschmerzes kann während einer Migräneattacke völlig unterschiedlich sein. Manche empfinden den Schmerz als so heftig, dass sie völlig zusammenbrechen, bei anderen äußert er sich nur so schwach, dass er lediglich beim Kopfschütteln oder Husten bemerkbar wird.

Jede Attacke endet wieder

Der typische Migränekopfschmerz ist pulsierend sowie pochend und tritt einseitig auf. Häufig werden aber Variationen beobachtet. So muss der Kopfschmerz nicht nur im Bereich der Augen oder der Schläfen lokalisiert sein. Er kann in jedem Areal des Kopfes auftreten.

Auch bezüglich der Einseitigkeit gibt es keine feste Regel. Nur die Hälfte der Migräne-Betroffenen klagt über einseitige Kopfschmerzen, beim Rest wird ein allgemeiner Kopfschmerz während der Attacke verspürt. Charakteristisch für den Migränekopfschmerz ist allerdings, dass er durch körperliche Aktivität verstärkt wird. So verschieden die Intensität der Schmerzen ist, so unterschiedlich kann auch die Dauer der Attacke sein. In der Regel dauert der Migräneschmerz acht bis 24 Stunden, selten sind kürzere Attacken. Dabei kann ein Anfall aber auch mehrere Tage oder, in Extremfällen, sogar bis zu einer Woche andauern.

Typische Begleitsymptome der Migräne sind Übelkeit, Brechreiz oder Erbrechen. Dazu kommt meistens eine große Empfindlichkeit gegenüber Lärm und Licht. Daher suchen die Betroffenen meist während eines Anfalls abgedunkelte Räume auf. Auch Gerüche können von vielen Migränekranken als äußerst unangenehm empfunden werden. Während des Anfalls fühlen die Betroffenen sich krank und können ihre üblichen Tagesaktivitäten im Beruf und in der Familie nicht oder nur sehr eingeschränkt verrichten.

Mit dem Abklingen der Kopfschmerzen ist die Attacke aber noch nicht überstanden. Es folgt eine Erholungsphase, die für den Patienten mit Erschöpfung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit gekennzeichnet ist und ein bis zwei Tage dauern kann.

Der Migräne vorbeugen

Es gibt eine Vielzahl von Reizen, so genannten Triggern, die eine Migräne auslösen können. Diese Faktoren dürfen aber nicht mit den eigentlichen Ursachen der Erkrankung verwechselt werden. Dabei ist natürlich auch die Reaktion auf bestimmte Auslöser von Person zu Person verschieden.

Auch sind solche Auslöser nicht zwingend notwendig, da ein Migräneanfall auch spontan auftreten kann. Doch meistens müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine Attacke ausgelöst wird. Umso wichtiger ist es daher, dass die gefährdeten Personen ihren persönlichen Trigger kennen, um ihn dann gezielt vermeiden zu können. Bekannte Auslöser einer Attacke sind vor allem seelischer oder körperlicher Stress. Dabei tritt die Migräne meist in der Entspannungsphase nach stressigen Ereignissen auf, beispielsweise am Feierabend, am Wochenende oder nach einem Streit.

Auch bei Veränderung des Schlafrhythmus, also bei zu viel oder zu wenig Schlaf,  kann eine Attacke ausgelöst werden. Hormonschwankungen sind eine der wichtigsten Faktoren bei Frauen. Hierbei treten Attacken häufig während der Menstruation, während des Eisprungs oder während einer Schwangerschaft auf.

Übermäßiger Alkoholkonsum, meist verbunden mit zu viel Nikotin und wenig Schlaf, kann Migräne auslösen. Insbesondere Rotwein steht im Verdacht, ein Trigger zu sein. Die Inhaltsstoffe von bestimmten Käsesorten, Schokolade oder Zitrusfrüchten können in seltenen Fällen Anfälle auslösen. Außerdem kann bei Menschen mit regelmäßigem Kaffeekonsum eine Migräne auftreten, wenn der Koffeinspiegel im Blut sinkt.

Migräne - richtig behandeln

Niemand muss mit seinen Migräne-Beschwerden ohne Unterstützung fertig werden – es stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Um den Behandlungserfolg zu fördern, ist Therapietreue besonders wichtig. Damit ist gemeint, sich an die Therapiemaßnahmen zu halten, die mit dem Arzt besprochen wurden sowie dessen Ratschläge zu beherzigen.

Medikamentöse Therapie:

  • Leichte bis mittlere Schmerzen: In diesem Fall eignen sich Migräneschmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika). Sie lindern Beschwerden, in dem Sie die Schmerzwahrnehmung blockieren.

  • Mittlere bis starke Schmerzen: Triptane sind spezielle Migräne-Medikamente, die ihre Wirkung auf mehreren Wegen entfalten. Sie sollten an maximal zehn Tagen im Monat eingenommen werden.

  • Übelkeit und Brechreiz: Antiemetika diesen zur Behandlung der bekannten Begleitsymptome bei Migräne. Vor allem wenn Erbrechen bei den Betroffenen im Vordergrund steht, wird dazu geraten, die Mittel frühzeitig und rektal als Zäpfchen oder als Injektion unter die Haut zu verwenden.

Natürliche Therapie:

  • Kaffee mit Zitrone

  • Ansteigende Fußbäder oder kühle Güsse über Arme und Beine

  • Öle aus Lavendel, Eukalyptus, Pfefferminz oder Zitrone

  • Salz-Eis-Packungen für die Stirn

  • Entspannungsübungen

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